Häschen in der Grube, 2. Akt – oder: wenn die Bauklötze nicht reichen

„Viele Wege führen nach Rom“ – so sagt ein altes Sprichwort. Dessen uneingeschränkte Aktualität wird durch das Resultat des letzten Samstagsdienstes des Technischen Zuges bewiesen. Denn nachdem beim vorigen Dienst eine Holzkiste durch Hochziehen aus einer Fahrzeuguntersuchungsgrube befördert wurde, galt es heute, dasselbe Ergebnis durch Hochdrücken zu erreichen. Dafür bot schon allein die Ausstattung des GKWs ein erstaunlich reichhaltiges Potpourri an Möglichkeiten.

 

Nach kurzer Beratung über das weitere Vorgehen entschied sich die Mannschaft für ein waagerechtes Anheben mit der sogenannten Hydropresse und der „Büffel“-Winde. Letztere ist vergleichbar mit einem überdimensionierten hydraulischen Wagenheber, wie man ihn aus dem KFZ-Bereich kennt. Bei der Hydropresse handelt es sich um zwei Hydraulikzylinder (Hubkraft jeweils 15 Tonnen), die über Druckschlauchleitungen mittels Handpumpe ausgefahren und dabei durch Sperrventile auch einzeln angesteuert werden können.

 

Da die anzuhebende Holzkiste jedoch unmittelbar und „platt“ auf dem Boden der Untersuchungsgrube auflag, bot sie zunächst keine Angriffspunkte, an denen „Büffel“ und Hydropresse hätten angesetzt werden können – beide Geräte benötigen bauartbedingt unterhalb der anzuhebenden Last mindestens 15 cm Luft. Dieser Umstand stellte allerdings kein ernstzunehmendes Problem dar. Sowohl mittels einfacher Holzkeile, die unter die Kiste getrieben wurden, als auch durch Ankippen der Kiste über ein Widerlager konnte die nötige Höhe erreicht werden.

 

Nunmehr musste also „nur noch“ die Holzkiste um rund 150 cm in die Höhe bewegt werden. Was auf den ersten Blick als Kleinigkeit anmuten mag, stellte sich aber praktisch als sehr zeitaufwendig dar. Denn nach der Lehraussage des THWs ist eine anzuhebende Last fortlaufend zu unterbauen/unterfüttern. Hintergrund hierfür ist eine doppelte Sicherheit: selbst, wenn das eingesetzte Gerät überraschend seinen Dienst versagen würde, stürzt die Last nicht aus der bereits erreichten Höhe auf den Boden – oder schlimmstenfalls auf die vormalig eingeklemmte Person – herab, sondern wird durch den Unterbau abgefangen.

Weil aber im realen Einsatz oft keine Idealbedingungen herrschen, hatte der Zugführer vorgegeben, dass für den Unterbau nur die auf dem GKW standardmäßig mitgeführte Ausstattung sowie das in der Grube vorgefundene Material genutzt werden darf. Dadurch zeigte sich im weiteren Verlauf, welch‘ elementare Bedeutung dabei selbst vermeintlichem Kleinkram wie Rüstholz zukommt. Denn der Vorrat an „Bauklötzen für große Kinder“ beschränkte sich auf eine kleine Grundausstattung. Eine unüberwindbare Hürde bedeutete dies indes nicht: mit großem Einfallsreichtum und Improvisationstalent wusste die Gruppe die besonderen baulichen Gegebenheiten der Untersuchungsgrube geschickt auszunutzen. So wurden kurzerhand sogenannte Erdnägel quer auf die in der Grube vorhandenen Mauervorsprünge gelegt und so eine Zwischenebene auf halber Höhe hergestellt. Hier konnte die Kiste „zwischengeparkt“ werden. Dies ermöglichte einen Material-sparenden Umbau der Unterfütterung, sodass nunmehr wieder ausreichend Unterbaumaterial für ein weiteres Anheben und Unterbauen der Holzkiste zur Verfügung stand. Hierbei kam auch noch der hydraulische Spreizer zum Einsatz – jedoch nicht wie beim letzten Dienst als Zug-, sondern diesmal als Hebegerät.


Alle zur Verfügung gestellten Bilder sind honorarfrei und dürfen unter Angabe der Quelle für die Berichterstattung über das THW und das Thema Bevölkerungsschutz verwendet werden. Alle Rechte am Bild liegen beim THW. Anders gekennzeichnete Bilder fallen nicht unter diese Regelung.




Suche

Suchen Sie hier nach einer aktuellen Mitteilung: